Die unverzeihliche Sünde

Jesus sprach: „Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden; aber die Lästerung des Geistes wird den Menschen nicht vergeben werden. Und wer irgend ein Wort reden wird wider den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; wer aber irgend wider den Heiligen Geist reden wird, dem wird nicht vergeben werden, weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen.” - Matthäus12:31 und 32

Was können wir unter dieser unverzeihlichen Sünde gegen den Heiligen Geist verstehen?

Um die Frage beantworten zu können, müssen wir zuerst verstehen, was der Heilige Geist ist, und auf welche Weise er tätig ist. Kurz gesagt ist der Heilige Geist die heilige Kraft Gottes, durch die Er alles bewirkt. Dieser Geist Gottes oder die Kraft Gottes brachte die Schöpfung hervor. Sie zeigt sich in den Verheißungen Gottes für die Seinen. Sie arbeitet in deren Herzen und Leben, damit sie befähigt sind, Ihm wohlzugefallen.

Als Jesus erklärte, daß eine Äußerung gegen den Heiligen Geist nicht vergeben werden kann, weder in diesem noch im kommenden Zeitalter, hatte er selbst gerade durch die Kraft des Heiligen Geistes einen von einem Dämon besessenen, tauben und blinden Mann geheilt. - Matthäus 12:22 Die Volksmengen waren darüber sehr erstaunt. Die Pharisäer aber beschuldigten ihn, dieses Wunder „durch den Beelzebub, den obersten der Dämonen” vollbracht zu haben. - Matthäus 12:23 und 24 Auf diese Äußerung der Pharisäer bezog sich Jesus, als er von einer Lästerung des Heiligen Geistes redete.

Der Zusammenhang ist offensichtlich. Gottes heilige Kraft hatte sich durch die wunderbare Heilung eines Menschen gezeigt. Ein gutes Werk wurde vollbracht, welches die Pharisäer nicht verdammen konnten. Auch konnten sie nicht so tun, als sei die Heilung auf natürliche Weise geschehen und nicht durch ein Wunder. Kein Mensch war in der Lage, diesem leidenden Mann zu helfen. Die Pharisäer wollten diese Wahrheit jedoch verleugnen. Sie bestritten, daß dieses gute Werk durch die heiligende Kraft Gottes - den Heiligen Geist - geschehen sei, obwohl sie es so deutlich gesehen hatten. Sie behaupteten, dieses Wunder sei durch die Kraft Satans gewirkt worden. Auf diese Weise redeten sie gegen den Heiligen Geist.

Aus diesem Ereignis können wir nicht den Schluß ziehen, daß eine einzige willentliche Äußerung unserer gefallenen Natur zu ewiger Vernichtung führen wird. Natürlich müssen wir erwarten, daß sie bestraft wird, weil Jesus sagte, daß sie nicht vergeben wird. Das bedeutet jedoch nicht zwingendermaßen eine Strafe in Form des Abschneidens vom Leben. Nur eine willentliche Fortsetzung dieser Verleugnung der Wahrheit, die ganz deutlich zutage tritt, würde zum „Zweiten Tod”, dem ewigen Auslöschen des Lebens führen.

Bei einer anderen Gelegenheit sagte Jesus: „Jener Knecht aber, der den Willen seines Herrn wußte und sich nicht bereitet, noch nach seinem Willen getan hat, wird mit vielen Schlägen geschlagen werden; wer ihn aber nicht wußte, aber getan hat, was der Schläge wert ist, wird mit wenigen geschlagen werden.” - Lukas 12:47 und 48 Dieser Gedanke sollte berücksichtigt werden, wenn wir die Aussage Jesu über die Sünde gegen den Heiligen Geist betrachten. Zweifellos werden die Pharisäer in der schrecklichen Zeit der Zerstörung Jerusalems „viele Schläge” empfangen haben. Aber auch sie werden im Reich unseres Herrn „fleischerne Herzen” erhalten und sich ihm sicherlich zuwenden. Jesus sagte, daß eine Zeit bevorstünde, in der sie sprechen würden: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn.” - Matthäus 23:39

In Anwendung dieses Prinzips können wir sagen, daß Sünde gegen den Heiligen Geist in jeder willentlichen Auflehnung gegen geoffenbarte Wahrheiten besteht. In dem Maße, in dem wir erleuchtet sind, und erkennen, daß unsere Haltung oder unser eingeschlagener Weg falsch ist, und wir dennoch darin verharren, sündigen wir gegen den Heiligen Geist. Unter den Menschen, die sich nicht völlig Gott geweiht haben, gibt es wohl kaum einen, der so ausreichend erleuchtet worden ist, um gegen die Erkenntnis des Willens Gottes absichtlich zu sündigen. Die Lage, in der sich die Pharisäer befanden, war außergewöhnlich. Jesus, der Sohn Gottes, befand sich persönlich in ihrer Mitte und gab ihnen selbst viele Demonstrationen der Kraft des Heiligen Geistes.

Die geweihten Nachfolger des Herrn, die durch den Heiligen Geist gezeugt und mit dem Heiligen Geist gesalbt worden sind, nehmen eine andere Stellung ein, als die Welt im allgemeinen, das heißt als die Nichtgeweihten. Jesu Nachfolger haben sich geweiht, um Gottes Willen zu tun. Der besondere Wunsch ihrer Herzen ist es Ihm zu gefallen und Ihn zu ehren.

Durch das Wort der Wahrheit haben diese den Heiligen Geist in ihren Herzen empfangen. Die Kraft Gottes wirkt in ihnen, damit sie Ihm gefallen können. Der Heilige Geist hat auch ihre Gesinnung erleuchtet, so daß willentliche Auflehnung gegen Gottes Willen eine Sünde gegen den Heiligen Geist bedeuten würde.

Über diese Geweihten lesen wir: „Es ist unmöglich, diejenigen, welche einmal erleuchtet waren und geschmeckt haben die himmlische Gabe, und teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes, und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters, und abgefallen sind, wiederum zur Buße zu erneuern, indem sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen.” - Hebräer 6:4 bis 6

In Hebräer 10:26 und 27 drückt Paulus es ähnlich aus: „Wenn wir mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, sondern ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verschlingen wird.” Diese beiden Abschnitte im Hebräerbrief zeigen deutlich, daß solche, die einmal erleuchtet waren und den Heiligen Geist besaßen und anschließend willentlich sündigen, bei solch fortgesetztem Handeln die volle und ewige Strafe für Sünde, nämlich den „Zweiten Tod” erhalten können.

Die willentliche Sünde durch ein geweihtes Kind Gottes ist gewöhnlich keine spontane Handlung. Der Prophet David sprach in seinem Gebet: „Verirrungen, wer sieht sie ein? Von verborgenen Sünden reinige mich! Auch von Übermütigen halte deinen Knecht zurück; laß sie mich nicht beherrschen! Dann bin ich tadellos und bin rein von großer Übertretung.” - Psalm 19:12 und 13

„Verborgene Sünden” können zu übermütigen Sünden führen. Und eine übermütige Sünde ist eine willentliche Sünde. Sie wird, wenn man darin verharrt bis das Gewissen dafür abgestumpft ist, zu „großen Übertretungen” führen, zur „Sünde zum Tode”, zum „Zweiten Tod”.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung