Ihr seid um einen Preis erkauft

Der aufmerksame Leser wird bemerken, daß der Apostel nicht von der Welt, sondern von der Kirche sagt: „Ihr seid um einen Preis erkauft worden, mit dem kostbaren Blut Christi.” Andere Schriftstellen sagen uns, daß „Jesus Christus, durch Gottes Gnade, für alle den Tod schmeckte”, - daß er die Welt erlöste. Wir müssen aber bedenken, daß dieses Werk der Erlösung Jahrhunderte umfaßt. Lange Jahrhunderte, ehe Jesus kam, wurden Verheißungen gegeben. Er vollbrachte einen bestimmten Teil des Werkes - den wichtigsten Teil desselben - als er sich selbst zum Lösegeld für alle gab, sein Leben niederlegte.

Aber während so sein Leben niedergelegt wurde, um der Preis für die Sünden der ganzen Welt zu sein, ist dieser noch nicht für die Sünden der Welt verwendet worden. Wenn es so wäre, würde die Welt nicht mehr unter Gottes Verdammnis stehen, als „Kinder des Zornes”, sondern sie würde im buchstäblichen Sinn zur Gemeinschaft mit Gott zurückgekommen sein. Der Preis, welchen der Erlöser auf Golgatha niedergelegt hat, soll schließlich für die Sünden der ganzen Welt angewendet werden, aber jetzt noch nicht. Er wird der ganzen Welt nicht angerechnet werden, bis die Braut Christi, die „Auserwählten”, aus der Welt - aus allen Nationen und Klassen - tatsächlich herausgewählt sind.

In Harmonie damit lesen wir, daß unser Herr Jesus nach seiner Auferstehung auffuhr zur Höhe, um in der Gegenwart Gottes für uns zu erscheinen - für den Haushalt des Glaubens, nicht für die Welt. Daher ist für sie noch kein Segen und keine Versöhnung mit Gott, keine Einrichtung göttlicher Gnade und ewigen Lebens offen, sondern nur für Gläubige, den „Haushalt des Glaubens”. „Für uns, die wir glauben, ist die Kostbarkeit … .” „Wir haben einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.” Ungläubige haben keinen Sachwalter beim Vater, und haben folglich keine Vergebung der Sünden, keine Versöhnung, sondern sie sind noch unter dem Todesurteil. „Wir sind entflohen dem Verderben, das in der Welt ist.”

Wie völlig sind diese verschiedenen Texte des Wortes Gottes miteinander und mit den Tatsachen verknüpft! Wir haben Frieden, die Welt hat keinen Frieden. Gott ist unser Vater; die Welt ist unter dem Fluch, und sie sind „Kinder des Zornes”, unter dem Todesurteil, und werden in der gegenwärtigen Zeit von dem Schöpfer nicht anerkannt, obwohl die Schrift uns zeigt, daß Er sehr gnädige Pläne und Einrichtungen für die Menschheit im allgemeinen hat, später - während der Messias-Herrschaft Jesu und der Kirche, seiner Braut. Dann werden durch diese Klasse, den Samen Abrahams (Galater 3:29), alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.

Die Welt ist noch nicht erkauft

Würde uns jemand fragen, ob es richtig ist, daß die Welt „um einen Preis erkauft” ist, so antworten wir, daß es nicht ganz richtig ist, dies so zu sagen, aber wir brauchen nicht mit denen zu streiten, die die Sache nicht ganz genau ausdrücken. Vielmehr dürfen wir annehmen, daß sie von Dingen, welche noch nicht vollendet sind, reden, als ob sie schon geschehen wären. Gott versichert uns, daß zu bestimmter Zeit der Preis, welchen unser Herr auf Golgatha niederlegte, für die Welt unter den gnädigen Bedingungen des Neuen Bundes Anwendung finden wird, den Er erst mit Israel machen wird. Dennoch steht der Punkt klar und ausdrücklich fest, daß bisher das Lösegeld keinem Glied von Adams Geschlecht zugerechnet wurde, außer dem Haushalt des Glaubens - Gläubigen. Alles gehört diesen. Der Welt gehört bisher nichts.

Das Vorrecht, welches der Kirche durch ihren großen Erlöser und Fürsprecher geschenkt ist, ist, daß sein Verdienst, das ihr zugerechnet wird, ihr gestattet, teilzuhaben an seinem Opfer der irdischen Natur, und Miterben mit ihm an den glorreichen Einrichtungen der Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit auf göttlicher Stufe zu werden.

Wenn wir von der Kirche der Erstgeborenen reden, so müssen wir bedenken, daß die Worte uns zurückführen zu den vorbildlichen Erstgeborenen, die vom Tode errettet wurden bei Gelegenheit des ersten vorbildlichen Passah. Da wurden die Erstgeborenen Israels verschont oder übergangen, als andere Erstgeborene starben. Später wurden sie alle für den einen Stamm Levi ausgetauscht, welcher später der Stamm der Erstgeborenen wurde, und als solcher abgesondert wurde für den Dienst in der Stiftshütte und später im Tempel. Sie waren nicht alle Priester, obwohl dies der priesterliche Stamm war. Nur wenige aus der ganzen Zahl wurden zur Priesterschaft erwählt. So ist es mit der Kirche der Erstgeborenen: sie werden alle Überwinder sein, sie werden alle Gott gegenüber treu sein, aber nur eine „kleine Herde” wird besonders heilig erfunden werden, Gott annehmbar in Christo, und diese werden die gegenbildlichen Priester sein. „Ihr seid ein Königliches Priestertum … .” - 1. Petrus 2:9

Daher sagt Jakobus: „Ihr seid eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe.” - Jakobus 1:18 Unser Herr Jesus war natürlich ursprünglich die Erstlingsfrucht aller Kreaturen Gottes. Auch wird die Brautklasse ein Teil dieser Erstlingsfrucht-Klasse sein. Dann wird eine große Schar von Heiligen da sein, die aus „großer Trübsal” kommen und „ihre Kleider waschen und weiß machen werden in dem Blute des Lammes”, und die Geist-Natur erlangen. Auch diese werden ein Teil der Erstlingsfrucht Gottes für die Geist-Natur sein - alle auf geistiger Stufe. Dann wird Gottes Gnade für die Menschheit im allgemeinen an die Reihe kommen, die Spätfrucht seiner irdischen Schöpfung - eine große Zahl - wird während des Millenniums gesammelt werden. Alle Übeltäter und die, welche die Erde verderben, werden vernichtet werden, aber die, die zur Vollkommenheit gelangen, werden eine herrliche Frucht für Gott sein.

Paulus schreibt über die Auferstehung: „Ein jeder in seiner eigenen Ordnung” - seiner eigenen Klasse oder Gruppe. Die ersten von der irdischen Natur, die eine Auferstehung erfahren - das heißt, eine volle Auferstehung, oder ein völliges Er-wecken aus Tod und Unvollkommenheit - werden die Alttestamentlichen Überwinder sein, aber sie werden kein Teil der Erstlingsfrucht Gottes aus Seinen Geschöpfen sein, sondern sie werden, mit dem Rest der Menschheit, wiedergeboren werden durch den Christus, dem Geber ewigen menschlichen Lebens, erworben mit dem Opfer seines Lebens. Mit dem ganzen Rest der Menschheit werden sie unter die Bedingungen des Neuen Bundes kommen. In der Tat werden sie die ersten sein, die durch die Einrichtungen des Neuen Bundes gesegnet werden.

Aber da Gottes Plan mit der Welt als Ganzes handelt, so wird der Messias nicht einen Teil der Welt, selbst nicht diese Vollkommenen, vor dem Ende der tausend Jahre seiner Herrschaft der Herrlichkeit und Wiederherstellung Gott übergeben. Folglich werden die Alttestamentlichen Überwinder zu der „Spätfrucht” gehören - der menschlichen Frucht des Planes Gottes mit unserer Erde.

Am Schluß der tausend Jahre, wenn der Messias das Werk der Wiederherstellung für alle Willigen und Gehorsamen vollendet, und im Zweiten Tod alle vernichtet haben wird, die sich weigerten, Fortschritte zu machen zur Gerechtigkeit, dann tritt der Mittler zwischen Gott und Menschen zurück und überläßt die die Welt den vollen Forderungen der göttlichen Gerechtigkeit im Buchstaben und im Geiste. Das wird kein Schaden für sie sein, denn die vollkommene Menschheit ist fähig, alles zu sein und zu tun, was Gottes Gerechtigkeit fordert. Da die ganze Welt dann vollkommen ist, so wird keine Entschuldigung für einen von ihnen notwendig sein, und daher wird keine Vermittlung für einen von ihnen stattfinden.

Es wird zu dieser Zeit sein, nachdem das Mittlerkönigreich vorüber ist, und Jesus das Königreich dem Vater übergeben hat (1. Korinther 15:24), daß Satan, die Personifikation des Bösen, für eine kleine Zeit aus seinem Gefängnis losgelassen wird - um alle, die auf der Fläche des Erdbodens wohnen, zu versuchen und zu prüfen.

In den tausend Jahren des Königreiches des Messias werden sie vor allen Versuchungen von außen bewahrt werden, und es wird ihnen geholfen, und die Unvollkommenheiten des Fleisches werden ihnen vergeben, während sie die fleischliche Vollkommenheit erlangen. Aber am Ende der Tausendjahrperiode, nachdem sie die Vollkommenheit des Fleisches erlangt haben, und viel Erfahrung mit der Sünde und Gerechtigkeit gehabt haben, mit Gutem und Bösem, ist es ebenso recht, daß sie geprüft werden, wie es recht war, daß Adam am Anfang geprüft wurde; geprüft, um zu sehen, ob die Lektionen, Segnungen, Erfahrungen und Gelegenheiten, sie völlig befestigt haben in der Liebe zur Gerechtigkeit und im Haß gegen das Böse. Wenn diese dann die Prüfungen, die durch die Zulassung der Sünde und Versuchung über sie kommen, entsprechend bestehen, in Treue zu Gott, zur Wahrheit und Gerechtigkeit, werden sie den Sieg über die Versuchungen erringen.

Aber solche, die im Herzen noch Sünde lieben, werden verstrickt und gefangen und offenbar gemacht werden. Dann werden die Prüfungen oder Gerichte vom Himmel sie und Satan vernichten, damit die Welt von allen gereinigt werde, die Sünde lieben, und nur von solchen bewohnt werde, die Gerechtigkeit lieben und das Böse hassen.

Gott, der die Herzen kennt, könnte alle diese Leute richten, ohne eine Versuchung des Satans zuzulassen, aber viele Seiner Geschöpfe, die die Herzen nicht erforschen können, könnten sich über Gottes Gerechtigkeit wundern, die einige ihrer Genossen niederschmettert, die äußerlich gerecht waren, und sie könnten folglich sich fortwährend fürchten und zittern, daß auch sie so niedergeschmettert werden könnten. Daher hat der Allmächtige die Methode gewählt, diese Versuchung frei und offen zu gestalten, daß Engel und Menschen Zeugen seien. So war es mit Adam in seiner Prüfung, in seinem Urteil, und in der Ausführung seiner Strafe. So wird es sein am Ende der Mittlerherrschaft Christi. Die, welche dann willentlich sündigen, werden Übertreter des Neuen Bundes sein und sterben, so wie Adam den Bund übertrat, unter welchen er gestellt war, vollkommen, heilig und mit der Verheißung ewigen Lebens.

Die Tatsache, daß diese Prüfung der Menschheit nach dem Ende der tausend Jahre der Herrschaft des Messias stattfinden wird, wenn er das Königreich dem Vater überantwortet haben wird, beweist nicht, daß der verherrlichte Jesus nichts mit der Vernichtung zu tun haben wird, die über Satan und alle kommen wird, die ihm gehorchen. Ganz im Gegenteil. Wie Jesus Gottes Werkzeug, Wort, Mundstück und Logos in dem ganzen Werk der Schöpfung war, ehe er das Mittlerwerk unternommen hatte, so wird er, hoch erhöht in Ehre, der Nächste zum Vater und zu Seiner rechten Hand der Macht sein, und ohne Zweifel des Vaters Repräsentant in diesem Gericht über eigenwillige Sünder, die mit Satan zum Zweiten Tod bestimmt sein werden.

Hier könnte für einige die Frage aufsteigen: Was meinte der Apostel, als er in 1. Korinther 15:25 - 26 sagte: „Er muß herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat; der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod?”

Der Apostel redet von solchen Dingen, die wider die Menschheit sind - von solchen Dingen, die die Menschen hindern, Gottes Gesetz zu halten, und so in voller Harmonie mit ihrem Schöpfer zu sein. Alle diese Dinge sind Feinde, und sollen vernichtet und aus dem Wege getan werden - Unwissenheit, Aberglaube, Laster, menschliche Schwachheiten, sind einige von den Feinden der Gerechtigkeit, und darum Feinde der besten Interessen der Menschheit. Der Tod ist solch ein Feind, denn es ist der Tod, der in uns wirkt, der all unsere Schwierigkeiten verursacht.

Alle Unvollkommenheiten, moralische oder physische oder geistige, bewirkt der Tod. Weil der Tod so in der Menschheit wirkt, können die, welche rechte Absichten haben, die Dinge nicht tun, welche sie wollen. Es wird das Werk der Herrschaft des Messias sein, nicht nur diesen Widerstand der Herrschaft des Todes, sondern allen Widerstand niederzuwerfen und zu beseitigen. Nach und nach wird die Menschheit aufgerichtet werden, aufwärts aus all dieser Schwachheit, aus dem Tode, zur Vollkommenheit ihres Wesens. Dann wird der Tod vernichtet sein - der Adamische Tod, der zu allen Menschen kam durch eines Menschen Ungehorsam, und der getilgt, völlig beseitigt werden wird, weil Christus gehorsam war bis in den Tod.

Erst am Schluß dieser tausend Jahre der Herrschaft des großen Mittlers wird dieses Werk der völligen Vernichtung des Todes vollendet sein. Dann wird die ganze Menschheit befreit worden sein, nicht nur aus dem Grabe, sondern von jedem Schatten und Grad des Todes - die ganze Welt wird lebendig sein in demselben Sinn, wie Adam lebendig war, ehe der Tod über ihn kam, oder er durch den Stachel der Sünde verletzt wurde.

Dann wird das Königreich dem Vater überantwortet werden. Diejenigen, die während der tausend Jahre als absichtliche Übeltäter sterben werden, werden den Zweiten Tod sterben. Dieser ist kein Feind des Menschen, sondern das gerechte Urteil eines gerechten Gottes im Interesse Seiner Geschöpfe. Diejenigen, die der eigenwilligen Sünde den Vorzug geben, sollen aus dem Volk ausgerottet werden, weil ihr Einfluß dahin geht, die Erde zu verderben. Der Zweite Tod ist also nicht zu den Feinden zu rechnen, und ist nicht der Tod, den Jesus vernichten wird.

Auch Satan ist nicht einer der Feinde, den Jesus dann vernichten wird. Er war ein Feind, ehe der Mensch sündigte, und seine Empörung wurde nicht durch die Sünde des Menschen herbeigeführt. Er war Gottes Autorität unterworfen, ehe der Mensch erschaffen wurde, und er wird Gottes Autorität unterworfen sein, nachdem der Mensch erlöst und wiederhergestellt sein wird. Nicht der Mittler wird mit ihm handeln, sondern Gottes Gerechtigkeit wird bestimmen, was er verdient. Zudem ist ausdrücklich gesagt, daß er im Zweiten Tod vernichtet werden wird, in dem Tod, von welchem es keine Erlösung, keine Auferstehung, keine Wiederherstellung gibt.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung